Vitamin A

Die gute Nachricht vorweg: Wellensittiche leiden seltener unter chronischem Vitamin A-Mangel als andere Ziervögel.
Nichtsdestotrotz steht ein latenter Vitamin A-Mangel in Verdacht, häufigster Erkrankungsgrund bei Ziervögeln zu sein. Daher sollten auch Wellensittichhalter ihre Fütterungsgewohnheiten kritisch betrachten und auf ausreichende Zufuhr von Vitamin A achten.


Das größte Risiko eines Vitamin A-Mangels sind Schäden an den Schleimhäuten. Da ein Vogel gemessen an seiner Körperfläche sehr viele Schleimhäute hat, und diesen sehr wichtige Aufgaben zukommen, resultieren erschreckend viele Erkrankungen aus einem Mangel. Eine wichtige Rolle kommt dem Vitamin A bei der Verwertung von Vitamin D zu – ohne Vitamin A wird die Umwandlung behindert und somit können auch im Bereich der Knochenbildung Schädigungen auftreten. Da der Wellensittich vegetarisch ernährt werden soll, wird ihm über seine Nahrung kein Vitamin A zugeführt, allerdings das entsprechende Pro-Vitamin, Sie kennen es bestimmt als (Beta-) Carotin. Dieser Umstand ist perfekt, denn so wird nur so viel Vitamin A gebildet, wie das Tier auch benötigt. Eine bedenkliche Überdosierung kann somit nicht stattfinden.

Vitamin A ist fettlöslich. Daher wird häufig zu Lebertran geraten – verzichten Sie auf diese Lösung. Der Wellensittich nimmt aus einer guten ausgewogenen Körnermischung ausreichend Fette auf, um Vitamine aus ihr zu lösen und zu verwerten. Im Hinblick auf eine gute Versorgung mit Beta-Carotin sollte häufiger mal zu Karotten gegriffen werden – Sie wissen schon: Warum brauchen Kaninchen keine Brille?

Woran erkennt man einen Vitamin A-Mangel?

  • Augenentzündungen oder Verlust des Sehvermögens
  • Probleme mit der Haut und bei Federneubildung
  • Schwächung des Immunsystems
  • Erhöhtes Risiko für Pilzbefall
  • Schweres Atmen bei geöffnetem Schnabel, "Erkältungssymptome" wie Niesen und Husten
  • Nierenerkrankungen und Gicht

Sollte Ihr Tier eine Vergrößerung am Unterschnabel aufweisen und die Diagnose lautet auf eine vergrößerte Speicheldrüse, so liegt hier sicherlich ebenfalls ein Vitamin A-Mangel vor.

Wie macht sich eine Überdosierung bemerkbar?

  • Hautveränderungen
  • Sehschäden
  • Lebervergrößerung

Natürliche Beta-Carotin-Quellen

  • Beeren (hier sei besonders die Vogelbeere erwähnt)
  • Paprika
  • Petersilie
  • Dill
  • Feldsalat
  • Spinat
  • Kürbis

Alles Dinge, die die meisten Wellensittiche gern annehmen.

Eine besonders reichhaltige Quelle ist Spirulina. Diese Alge gibt es in vielen Formen als Nahrungsergänzungsmittel auch im Tierbedarf, wobei Sie auch gut auf Mittel aus der Humananwendung zurückgreifen können. Entscheiden Sie sich für eine hochwertige Qualität.

Viele Wellensittichhalter berichten, dass mit rotem Palmöl angereichertes Futter eine schnelle Hilfe sein kann, wenn bereits ein akuter Vitamin A-Mangel diagnostiziert wurde. Hierzu wird hochwertiges rotes Palmöl in Bioqualität bei niedriger Temperatur geschmolzen (es reichen 40 Grad C) und darin die übliche Körnermischung geschwenkt, sodass sich das Öl an den Körnern festsetzt. Diese Körnermischung wird dann kurweise täglich verfüttert. Bei dieser Kur müssen Sie unbedingt Rücksprache mit einem vogelkundigem Tierarzt halten. Denn mit der erhöhten Pro-Vitamin Zufuhr geht auch eine erhöhte Zufuhr mit Fetten einher, die für Wellensittiche durchaus gesundheitliche Schäden nach sich ziehen kann. Ein solches Vorgehen ist daher intensivst abzuwägen.

Ein trauriges Kuriosum zum Schluss:

Der Wunsch nach besonderen Farben hat bei manchen Ziervögel zu der Tatsache geführt, dass z. B. rezessive weiße Kanarienvögel kein Vitamin A mehr bilden können. Sie müssen dauerhaft künstlich damit gefüttert werden. Besonders wenn man sich die Liste der Auswirkungen ansieht, führt das einem vor Augen wie eigennützig der Mensch in der Durchsetzung seiner Wünsche sein kann.