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Der erste Freiflug

Ihre Wellensittiche sind bei Ihnen eingezogen und nun stellt sich die große Frage: Wann ist der richtige Zeitpunkt für den ersten Freiflug?
Die ersten Tage dürfen Ihre neuen Mitbewohner noch in der Voliere gehalten werden. So haben sie die Möglichkeit, sich an die Menschen, den Raum und auch die Geräusche ihrer neuen Umgebung zu gewöhnen. Nach etwa einer Woche, spätestens nach zwei Wochen, heißt es aber, das Abenteuer des ersten Freiflugs zu wagen. Am besten wählen Sie einen Tag, den Sie problemlos mehrere Stunden zuhause verbringen können, so dass Sie das Geschehen verfolgen und notfalls eingreifen können.

Vorbereitungen

Vögel frei in einem Raum fliegen zu lassen, bringt immer auch ein gewisses Risiko für Verletzungen mit sich. Daher ist es sehr wichtig, dass Sie sich im Vorfeld Gedanken über mögliche Gefahren machen und versuchen, diese zu beseitigen, etwa indem Sie unsere Gefahrenliste durchgehen. Ein gewisses Restrisiko bleibt, aber Wellensittiche deshalb in der Voliere eingesperrt zu lassen wäre vergleichbar mit einem Menschen, der aus Angst vor den Risiken des Straßenverkehrs sein Haus nicht mehr verlässt.
Außerhalb der Voliere sollten Sie einige attraktive Anflugmöglichkeiten wie etwa einen Vogelbaum, einen Welli-Spielplatz oder an der Decke befestigte Schaukeln oder Ringe anbieten. Da sich Vögel bevorzugt hoch gelegene Landeplätze aussuchen, sollten die Sitzgelegenheiten auf Kopfhöhe oder darüber angebracht werden.

Das Türchen geht auf

Vermutlich ist Ihre Spannung ziemlich groß, wenn Sie zum ersten Mal das Volierentürchen öffnen. Seien Sie nicht zu enttäuscht, wenn sich die Kleinen nicht sofort aus der Voliere trauen. Schließlich haben sie sich in den letzten Tagen daran gewöhnt und betrachten die Voliere als ihren sicheren Rückzugsort. Alles draußen ist unbekannt und potentiell gefährlich. 
Sie können Ihren Wellensittichen die Erkundung der Welt außerhalb der Voliere etwas erleichtern, indem Sie dafür sorgen, dass es am Türchen eine Plattform gibt, auf die sie erstmal klettern können, um von dort aus den Raum zu besichtigen. Als Plattform eignet sich das Volieretürchen selbst, sofern es sich nach unten öffnet, wenn Sie es mit zwei darunter geklemmten Wäscheklammern fixieren. Öffnet sich das Türchen seitlich, so können Sie Sitzbrettchen aus der Nagerabteilung unter die Öffnung schrauben. Und vielleicht legen Sie am Anfang noch ein Stück Kolbenhirse als Lockmittel dazu. Halten Sie dann einigen Abstand zur Voliere und warten Sie, bis Ihre Vögel die ersten Schritte wagen. 
Und wenn die Kleinen trotz aller Vorbereitungen nicht rauskommen wollen? Dann hilft nur abwarten. Vielleicht ist ihnen ja gerade eher nach einem kleinen Schläfchen als nach Rumtoben zumute. Oder sie brauchen einfach ein paar Tage Anlauf, bis sie sich doch trauen herauszukommen. In jedem Fall sollten Sie Ihre Vögel nie drängen oder gar aus der Voliere scheuchen. Sie würden dann vielleicht herauskommen, aber das wäre dann in Panik und kopfloser Flucht. Abgesehen davon, dass dabei das Verletzungsrisiko sehr hoch ist, zerstört ein solches Vorgehen Vertrauen. Daher ist Geduld das Zauberwort.

Sie fliegen

Wenn sich die Sittiche dann endlich aus der Voliere heraus getraut haben, dann wird der erste Flug sicherlich recht unkoordiniert ablaufen. Vor allem, wenn es sich um sehr junge Vögel handelt, fehlt es oft an Koordination und Kontrolle, so dass sie oft recht schnell unterwegs sind, nicht richtig abbremsen oder Kurven fliegen können und die ein oder andere Bruchlandung hinlegen. Gerade das Landen erfordert einiges an Geschick und muss erst geübt werden. Auch fehlt ihnen noch die nötige Erfahrung, um potentielle Gefahrenquellen wie Spiegel oder Fensterscheiben rechtzeitig zu erkennen und ihnen ausweichen zu können. Daher besteht bei den ersten Freiflügen eine erhöhte Gefahr zu Kollisionen. 
Versuchen Sie trotzdem möglichst ruhig zu bleiben, beobachten Sie, gehen Sie nach Möglichkeit aus der Flugbahn und greifen Sie nur ein, wenn sich der Vogel nicht mehr selbst aus einer Lage befreien kann, wie beispielsweise beim Hängenbleiben an Gardinen. Sie werden sehen, dass Vögel sehr schnell lernen und Wellensittiche dann hervorragende und äußerst wendige Flieger sein können.

Zurück in die Voliere

Die Frage aller Fragen ist beim ersten Freiflug: Wie bringe ich die Wellensittiche wieder zurück in die Voliere? Die Antwort ist wie (fast) immer: mit Geduld. Letztlich müssen die Vögel den Weg selbst zurück finden. Wenn Sie außerhalb der Voliere kein Futter anbieten, dann wird irgendwann der Hunger kommen und Ihre Wellensittiche in die Voliere zurückbringen.Immerhin haben die Kleinen in den Eingewöhnungstagen Zeit gehabt, sich an Voliere und das dort angebotene Futter zu gewöhnen. Auch hier kann eine Kolbenhirse, die knapp hinter der Volierentüre angebracht ist, ein gutes zusätzliches Lockmittel sein.

Und wenn sie gar nicht mehr in die Voliere wollen? Dann ist es am besten, die Vögel die Nacht außerhalb der Voliere verbringen zu lassen. Wenn das Zimmer gut gesichert ist, wird in der Regel nichts passieren. Bitte jagen Sie die Vögel nicht bei dem Versuch, sie einzufangen und in die Voliere zu setzen. Das ist purer Stress für die Tiere. Fangversuche beinhalten immer auch ein Verletzungsrisiko. Außerdem könnte der Freiflug sich dann für die Vögel mit negativen Erfahrungen verbinden, so dass sie sich erst einmal nicht mehr aus der Voliere trauen.