Willkommen Daheimshutterstock 265143491 2 zuhause

Wellis ziehen ein

Endlich ist der große Tag da, an dem Wellensittiche bei Ihnen einziehen werden. Am besten wählen Sie dafür einen Tag, an dem Sie oder auch Ihre Familienmitglieder genügend Zeit haben daheim zu bleiben und die gefiederten Neuzugänge in Ruhe zu beobachten.

Bevor Sie Ihre neuen Mitbewohner vom Vorbesitzer, dem Tierheim, Züchter oder der Zoohandlung abholen, sollten Sie daheim schon alles Notwendige vorbereitet haben. Das bedeutet, die Volieren stehen am vorgesehenen Platz und sind vollständig eingerichtet, die Näpfe sind frisch mit Futter und Wasser befüllt und vielleicht hängt eine Kolbenhirse als Begrüßung bereit. So müssen Sie in den ersten Tagen möglichst wenig an und in der Voliere hantieren, so dass die Wellensittiche Zeit haben, sich langsam mit Ihnen vertraut zu machen.

Wenn Sie mit Ihren Vögeln zuhause sind, versuchen Sie sie so ruhig und unaufgeregt wie möglich von der Transportbox in die Voliere umzusetzen und halten Sie danach etwas Abstand. Für die Vögel ist alles neu und unbekannt, vielleicht sogar beängstigend und in jedem Fall eindeutig Stress. Gönnen Sie Ihnen daher einige Zeit, um sich an all das Neue zu gewöhnen.

Vermutlich werden Ihre Sittiche erst etwas wild und ängstlich in der Voliere umherflattern, bevor sie sich etwas beruhigen und dann in eine Ecke zurückziehen. Manche Tiere können auch fast unbeweglich und starr sein und keinen Ton von sich geben. Gerade für sehr junge Vögel, die von einem Züchter oder einer Zoohandlung kommen, ist das nicht ungewöhnlich. Sie haben gerade die Geborgenheit und Nähe von Eltern und Geschwister verloren und müssen sich nun plötzlich ohne sie im Leben zurecht finden. Daher ist es ganz normal, wenn sie sich anfangs kaum bewegen und keinen Ton von sich geben. Mit der Zeit, wenn sich die Tiere etwas an die neue Umgebung gewöhnt haben, werden sie sicher lebhafter und neugieriger.

Sie können ihnen diese erste Übergangszeit erleichtern, indem Sie mit leiser, ruhiger Musik für etwas Hintergrundgeräusche sorgen. Denn absolute Stille ist in der Natur meist ein Anzeichen für Gefahr und sorgt so für noch mehr Stress und Angst.

Bitte versuchen Sie in den ersten Tagen alles zu vermeiden, was Ihren Wellensittichen Angst machen könnte:

  • Dauernde Unruhe in ihrer Umgebung
  • Hastige Bewegungen und lautes Sprechen oder Schreien in ihrer Nähe
  • Lauter Fernseher, laute Musik oder Türenknallen
  • Grelle oder sehr dunkle Farben in der Kleidung (besonders Rot und Pink wirkt auf viele Wellensittiche angsteinflößend)
  • Langes Anstarren

Natürlich möchten Sie Ihre Vögel beobachten, aber versuchen Sie dabei, die Tiere mit leicht abgewandtem Kopf aus den Augenwinkeln zu beobachten. Wir Menschen haben unsere Augen frontal angeordnet. In der Natur ist dies ein Zeichen für Jäger. Bei Beutetieren wie Wellensittiche sind die Augen hingegen seitlich angeordnet. Wenn Sie also Ihre Vögel lange mit Blicken fixieren, dann fühlen diese sich dabei extrem unwohl.

Es ist möglich, dass Sie Ihre neuen Mitbewohner in den ersten Tagen nicht fressen oder trinken sehen. Das muss aber nicht unbedingt heißen, dass die Vögel gar nichts zu sich nehmen, sondern sie tun es wahrscheinlich eher in einem unbeobachteten Moment. Falls Sie leere Körnerhülsen sehen, dann haben Ihre Sittiche offenkundig gefressen und Sie müssen sich keine Sorgen machen. Es ist sogar sinnvoll, dass die Tiere den Raum auch über längere Phasen für sich alleine haben, um in Ruhe ausreichend Nahrung zu sich zu nehmen. Nur wenn Sie mehr als einen Tag lang keine Anzeichen dafür finden, dass Ihre Wellensittiche gefressen haben, sollten Sie sicherheitshalber möglichst rasch einen Tierarzt aufsuchen. Es kommt leider manchmal vor, dass Wellensittiche zu früh abgegeben werden, wenn sie noch nicht futterfest sind, also nicht alleine fressen können. In dem Fall ist es wichtig, dass die Tiere rasch von einem Fachmann mit Nahrung versorgt werden, weil andernfalls bleibende Organschäden oder schlimmstenfalls der Tod drohen.

Noch ein Hinweis zum Futter: Überfordern Sie Ihre Tiere auch hier nicht. Vielleicht haben Sie zur besseren Eingewöhnung etwas Leckeres vom Wochenmarkt mitgebracht oder im Tierfachhandel etwas Besonderes gekauft. Doch gerade in den ersten Tagen sollten Sie den Tieren außer einer Trockenkörnermischung (und gern etwas Hirsekolben) nichts geben. Hinzu kommt, dass ungewohntes Futter die Kotbeschaffenheit verändern kann. Gerade Grünfutter wie Salate, Kräuter oder Gurken kann durch den hohen Wasseranteil für recht dünnflüssigen Kot sorgen. Daher ist es ratsam, erst die Eingewöhnungszeit abzuwarten, bevor Sie Ihre Vögel damit vertraut machen.
Haben Sie junge Tiere gekauft, so sollten Sie mit Frischkost ganz langsam in in ganz kleinen Mengen anfangen, damit sich die Verdauung der Jungtiere darauf einstellen kann.

Sollte Ihnen vom Züchter oder vom Zoohändler Eifutter empfohlen worden sein, so lassen Sie dieses bitte weg. Ein futterfester Wellensittich braucht Körnerfutter. Ein nicht futterfestes Küken hingegen kann auch mit Eifutter nicht von Ihnen am Leben gehalten werden, sondern gehört schnellstmöglich in die Hände eines vogelkundigen Tierarztes. Darüber hinaus ist Eifutter aufgrund des hohen Anteils an tierischen Eiweiß als dauerhaftes Futter für Wellensittiche ungeeignet. Es gibt also keinen Grund, für Wellensittiche extra Eifutter anzuschaffen.

Unter Umständen sieht der Kot der kleinen Vögel kurz nach dem Einzug wie Durchfall aus. Dünnflüssiger Kot kann bei Wellensittichen auch ein normales Anzeichen für Stress sein. Daher besteht zunächst kein Grund zur Sorge, denn Umzug und neue Umgebung sind solche Stressfaktoren, die sich in der Kotbeschaffenheit zeigen können. Allerdings sollte sich der Kot spätestens am zweiten Tag normalisieren. Wenn das nicht der Fall ist, kann das ein Anzeichen für eine Krankheit sein. Bitte versuchen Sie dann nicht, das Problem auf eigene Faust zu kurieren, sondern lassen Sie die Ursachen zeitnah von einem vogelkundigen Tierarzt abklären.

Für die ersten Tage gilt also, den Wellensittichen möglichst viel Zeit, Ruhe und Abstand zu lassen, so dass sie sich langsam an die neue Umgebung und die Menschen, die nun zu ihrem täglichen Leben gehören werden, gewöhnen. Wenn Sie sich der Voliere nähern und vielleicht sogar daran oder darin hantieren müssen, beispielsweise um frisches Futter und Wasser zu reichen, bewegen Sie sich möglichst ruhig und vorsichtig. Wenn Sie dabei noch mit moderater, ruhiger Stimme zu den Tieren sprechen, hat das oft eine beruhigende Wirkung auf sie. Mehr Kontakt sollten Sie in der Anfangszeit nicht suchen. Um spielerisch Vertrauen aufzubauen, ist später noch genug Zeit.

Sofern es in den ersten Tagen keinen Anlass zum Tierarztbesuch gab, sollten Sie Ihre Wellensittiche drei bis vier Tage nach dem Einzug für eine Eingangsuntersuchung zu einem auf Vögel spezialisierten Tierarzt bringen.

Und auch für den ersten Freiflug wird es einige Tage nach dem Einzug Zeit, denn Wellensittiche sind nun mal Vögel und Fliegen ist ihre natürliche Art der Fortbewegung. Wenn die Kleinen ihre Voliere erst mal als Heim akzeptiert haben, werden sie sicher auch wieder dort hinein zurückkehren, auch wenn sie noch nicht zahm sind.

Sie werden sehen, wie sich so Ihre gefiederten Mitbewohner jeden Tag etwas besser einleben. Sie werden neugieriger und mutiger, gehen auf Entdeckungsreise, lassen ihr Gezwitscher hören und bleiben auch in Anwesenheit von Menschen zunehmend gelassener. Nun können Sie anfangen, langsam eine Beziehung zu Ihren neuen Hausgenossen aufzubauen und ihr Vertrauen zu gewinnen. Lassen Sie sich auch dabei Zeit und versuchen Sie am besten, sich in die Rolle der kleinen Vögel hineinzuversetzen. Was würden Sie an deren Stelle mögen und was nicht? Was könnte bedrohlich auf sie wirken und was vertrauenserweckend? Dann gelingt es Ihnen ganz sicher, dass Sie und Ihre Wellensittiche ganz viel Freude miteinander haben.